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BURGHARD

9 zeichnungssysteme – vollständig entfunktionalisiert – als schiere Verfügungsmasse (bzw. als Material an und für sich) da stehen; wenn, kurz gesagt, abstrakten Repräsentationsweisen mit ihrer umso handfesteren Konkretisierung begegnet wird. Wir würden burghards Arbeiten entsprechend nicht gerecht, wenn wir diese alleine nur inhaltlich – etwa im Sinne einer zeitgemäß aktu- alisierten Umdeutung des site/non site-Konzepts Robert Smith- sons – als kritische Einlassung auf Repräsentationssysteme im Allgemeinen oder als eine Art interventionistisch angelegtes Pro- jekt etwa im konkreten Raum der Institution lesen würden. Zwar ließe sich hierin wenigstens ein ’Motiv’ des burghard- schen Ansatzes festmachen. Und zugleich böte sich so eine Er- klärung für jene höchst pragmatische Auffassung von Institution und den flexiblen Begriff von Praxis, die ihrem Projekt zu unter- liegen scheint. Entsprechend basieren frühe Arbeiten wie das aus kulturbezo- genen Informationsflyern skulptural aufgestapelte ‘Flyerstapel’ (2002)6 oder das zu gleichen Teilen installative und interventi- onistische Transferprojekt ‘...through a window that is.’ (2002)7 auf dem ebenso einfachen wie effizienten Prinzip der Kontext- verschiebung. Ist beim ‘Flyerstapel’ der Titel auf der Ebene von Material und Gestaltung sozusagen Programm, entfaltet sich erst im Setting der Arbeit ihre symbolische Relevanz: die Fly- er, die das offizielle Programm der Wiener Institutionen bewer- ben sollten, werden, disfunktionalisiert, zum Baustoff für eine ausgerechnet im Rahmen einer Galerieausstellung entwickelten, situativen Skulptur. In der Arbeit allerdings einen institutionskri- tischen Hintergrund zu vermuten, würde zu weit führen. Wie die Künstler selbst anmerken, hatte die Entwendung und Umfunkti- onierung dieser Flyer keinerlei Nebeneffekt: das aus dem Verkehr gezogene Informationsmaterial wurde stillschweigend ersetzt. ‘...through a window that is.’, die zeitweilige Entnahme und Umplatzierung der Schaufensterfront eines Wiener Offspaces beim Akademierundgang, unterstreicht die Rolle, die Kontext- verschiebung für das Projekte burghards spielt. Doch droht eine Überbetonung von Intervention und Institutionskritik so- zusagen als Form und Thema der Arbeit ihren fiktionalen Rest auszublenden: Smithsons site/non site-Konzept, nicht auf ein exklusiv kunstbetrieblich absolviertes Kammerstück reduziert, 3 Ausstellungsraum Kwadrat, Berlin, 2009 4 Die Arbeit war in den Ausstellungen menschliche zwecke, eine umfassende Werkschau in der Städtischen Galerie Wolfsburg, 2009, sowie KMA Group Show, bei der Krome Gallery, Berlin, 2010 zu sehen. 5 In der Art wären Hülse (Das Haus) (2009) und Hülse (System) (2010) aufzufassen. 6 Entwickelt für die Gruppenausstellung ‘Was glänzt hat kein eigenes Licht’ in der Galerie Kerstin Engholm, Wien, 2002. 7 Entwickelt für die Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste, Wien, 2002.

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