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BURGHARD

19 widersprüchlich, werden dann durch installative Setzungen in Zusammenhang gestellt und erzeugen Ordnungen. JR: ‘Es gibt Ordnungen.’ Der Titel eurer aktuellen Ausstellung im Studioraum 45cbm der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden hat etwas von einem Postulat. Er klingt bedingungslos. Und doch schwingt auch etwas Erstaunen über diese bloße Tatsache der Existenz von Ordnungen mit. Wie nähert ihr euch diesem Begriff? B: Es gibt diese als auch jene. Und es ist gut. JR: Welche Denk- und Diskursräume erschließen sich ausgehend von eurer Arbeit zwischen der empha- tischen Magie des Körperlichen und der distanzierten Analyse bzw. Kritikalität? B: (Wir sind der Logik gefolgt, haben einen kritikalen Background entwickelt, um zu erkennen, dass es nicht genügt.) Heute arbeiten wir frei flottierend und versuchen uns im Wesentlichen im Denken. Kritikalität ist für uns nur ein transitiver Zustand in der Hinwendung zu komplexer Erfahrung. Für den Betrachter ist das physische Erleben die erste und wichtigste Instanz. Die quasi nach unten oder hinten gelagerten Ebenen sind unsere Auseinandersetzungen, die wir für die Arbeit nicht zwingend lesbar machen müssen. Die Widerständigkeit vermittelt sich aber oft schon über die Materialität und Herstellung der Arbeiten. Anwesenheit ist wichtig. Präsenz. Nicht Erkennen, sondern erleben. JR: Den Dingen in der Direktheit ihrer Präsenz begegnen? B: Zuerst stellen sich uns Dinge in den Weg. Wir nähern uns ihnen an und sind ihnen auf der Spur. Ganz pragmatisch. Die Dinge selbst belassen wir in ihrer konkreten Präsenz, sie bedeuten nichts an- deres als sich selbst. Die Arbeit entsteht über die Konfiguration (via Nebeneinanderstellen, Ineinan- derfügen, Ineinanderzwingen). Auch wir stehen dem gegenüber, sind die ersten Beobachter unserer Handlungen. – Diese Handlungen des Absurden bedeuten immer das menschlichem Maß. Oft ist es die frappierende Kontingenz, die uns kurzfristig schwindeln lässt. JR: Was lässt sich in euren Arbeiten vom Herstellen, vom Abarbeiten am Material herauslesen? Wie verhält sich eure Arbeit zu Begriffen wie Prozesshaftigkeit, Verfremdung, Modulation einerseits und Abschluss, Setzung und Opazität andererseits? B: Eigentlich sind wir nie mit einem Werkgedanken ans Kunst-Machen herangetreten. Stattdessen: eph- emer, fragil, gefährdet und ohne Anspruch auf Überzeitlichkeit. Aufs Loslassen hingearbeitet, wie ‘90 Tage’. Uns ging und geht es immer um die Möglichkeit der radikal anderen Perspektive. Für uns und den Rezipienten. Dieser Moment, der Alles möglich macht. JR: Umwidmen von Alltagsgegenständen, Wendungen im alltäglichen Gebrauch – inwiefern greift ihr auf situationistische Strategien des dérive und détournements zurück?

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