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BURGHARD

10 scheint etwa gerade da wieder auf, wenn sich der verwaiste und offen gelassene Offspace allmählich tatsächlich mit in- nerstädtischem Leben (Graffitis, eine umgestellte Parkbank, verwehtes Laub etc.) füllt. In den Arbeiten ‘HHütte’ (2008) und ‘bauen, denken’ (2008- 10) schließt das von burghard wiederholt genutzte Mit- tel der konkreten und metaphorischen Kontextverschiebung eine Verlagerung des Aktionsfeldes insgesamt ein. Beide Ar- beiten setzten nämlich für ihren Ausgangspunkt an einer im städtischen Raum von Berlin-Mitte aufgefundenen, ehemals öffentlichen DDR-Zweckarchitektur an8 . Im Zuge der Auf- klärung und Restitution früherer Besitzverhältnisse bzw. in den Fokus neuer Bebauungspläne geraten, war dieses kleine Häuschen buchstäblich ‚grundlos’ geworden. Dadurch emp- fahl es sich als ‚Gegenstand’ einer komplexen Anordnung genauso handfester wie symbolischer Verschiebungen, die von der zeitweiligen schwarzen Verhüllung des Häuschens (im Falle von ‘HHütte’) bis hin zu seinem völligen Rückbau samt der folgerichtigen Einlagerung des Bauschutts (bauen denken, Stand Juli 2010) auf einem von burghard schon zuvor erworbenen Grundstück außerhalb Berlins reichte. Durch die Verlagerung des Aktionsfelds unmittelbar in den städtisch-öffentlichen Raum hinein scheint das Duo dazu an der Tradition des New Genre Public Art anzuschließen: ein zumal zum Ende der 1990er Jahre ausführlich diskutiertes Genre, das allerdings in jenem Moment in Vergessenheit geriet, wo sich auf Seiten der ästhetischen Produktion eine stärkere Marktorientierung, ja die geradezu flächendeckende Ökonomisierung der ‚Institution Kunst’ abzuzeichnen be- gann. Die teilweise öffentlich gemachten, teils privat ge- handhabten Arbeitsschritte rund um ‘HHütte’ und bauen denken zeugen insofern auch vom Bewusstsein der Künst- ler für die Bedingungen der eigenen Praxis, die ihrerseits in formaler wie inhaltlicher Weise Material und Plot wird. Denn es sind nicht zuletzt solche innerbetrieblichen histori- schen Verwerfungslinien, von denen her das Projekt burg- hards produktiv lesbar werden kann, in der pragmatischen Art, wie es mit formalem Rest bzw. mit dem Reservoir des Symbolischen auf die herrschenden Verhältnisse reagiert. Gute Schleuser kennen die beiden Seiten jeder Grenze. 8 Das Häuschen lag ursprünglich unweit der Invalidenstraße gegenüber dem Nordbahnhof

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